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In Kürze Verfügbar, die 2te Auflage meines Buches "Yachtcharter - Käptn auf Zeit"
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Portorož - Venedig
Slowenien/Itatlien
3 Mann in einem Boot
Reisedaten: 04.05. - 11.05.2013
Wie meist bei Charterreisen auf dem Festland, erfolgte auch in diesem Jahr die Anreise mit dem Auto.
Die Zahl der Reisenden war diesmal mit nur drei Personen sehr überschaubar, weswegen wir uns eine Dufour 325 aussuchten.
Um es vorwegzunehmen, im Gegensatz zu unserem Griechenlandtörn aus dem Vorjahr war dieses Jahr, sowohl beim Yachtbroker (marenauta) als auch beim eigentlichen Vercharterer (Jonathan), alles zu unserer vollsten Zufriedenheit.
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Unser Schiff:
Segelyacht Dufour 325
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LÜA: 9,85 m
Breite: 3,40 m
Tiefgang: 2,0 m
Lattengroß: 26,2 m2
Rollgenua: 27,8 m2
Motor: 14 KW/19 PS
Wasser: 160 l
Diesel: 90 l
Kojen/Kabinen: 4/2
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Auf eine wiederholte Kostenaufstellung (Reisekosten, Maut, Bordkasse etc.) wird in diesem Reisebericht ausdrücklich verzichtet. Interessierte finden in früheren Berichten entsprechende Angaben.
Bei nur drei Personen, gibt es bei der Anreise wenig zu koordinieren. Karsten erklärte sich dazu bereit Karl und mich abzuholen und so wurde es dann auch gemacht.
Unser Schiff - die Jonathan blue 1 - war mit beinahe 10 m Länge und 6 Schlafplätzen mehr als komfortabel für uns drei dimensioniert. Das war uns von Anfang an klar.
Positiv überrascht waren wir vom Pflegezustand und der Ausstattung des Schiffes. Nicht, dass wir nicht vor unserer Buchung eine Ausstattungsliste erhalten hätten, aber auch da kann man böse Überraschungen erleben (siehe Griechenlandtörn).
Unsere Dufour 325 war in einem hervorragenden Zustand.
Das Kartenmaterial an Bord war topaktuell (2013/2014), die Daten des Kartenplotters (Raymarine C70) waren aktuell und das Schiff verfügte über Radar, eine DSC-Funkanlage mit Dual-Watch, Genau und Groß waren neue Segel und, und, und...
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Nun möchte ich diesen Törn nicht immer mit den äußerst negativen Erfahrungen unseres Griechenland-Törns vergleichen, denn das Revier (Ionisches Meer - Golf von Patras) käme dabei zu schlecht weg (Griechenland immer wieder gerne - den Vercharterer niemals wieder!) Wir waren jedoch "gebrannte Kinder" und daher tendenziell eher skeptisch.
Völlig ohne Grund jedoch.
Die Anreise erfolgte mit dem Auto und wir richteten es so ein, dass wir zwischen 10.00 und 11:00 Uhr bei der Marina in Portorož eintrafen wo man uns freundlich empfing und darüber informierte, dass das Schiff gerade gereinigt würde, die Papiere ab 12:00 Uhr fertig wären und wir ca. gegen 14:00 das Schiff übernehmen könnten.
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Bis dahin besorgten wir Proviant für unseren Törn, der nach Venedig gehen sollte.
Gegen 14:00 (das war bereits bei der Buchungsbestätigung als voraussichtliche Uhrzeit für die Schiffsübernahme genannt worden) konnten wir dann unsere "Kleine" übernehmen und checkten diese mehr als gründlich durch.
Außer, dass im Tank ca. 10l fehlten, was wir protokollierten und der zweite Ankerball fehlte war alles mehr als in Ordnung. (BTW: Nun könnte man denken, dass wir aufgrund unserer Vorjahrespleite diesmal bewußt teurer gebucht hätten. Das traf aber nicht zu. Die Charterkosten/Schlafplatz bezogen auf vier Schlafplätze waren nicht teurer als bei den Helenen und diesmal waren wir zu Saisonbeginn, in Griechenland zu Saisonende da.)
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Persönlich habe ich den Eindruck gewonnen, dass man zum Saisonstart ein Schiff bekommt, dass über Winter gepflegt und gewartet wurde, wohingegen einem Saisonende-Schiff alle nicht sofort reparierbaren Mängel anhaften, die es im Verlauf einer Saison erlitten hat.
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Das Platzangebot der Dufour 325 war für drei Personen hervorragend und wäre auch für eine vierte Person komfortabel und eine fünfte ausreichend gewesen. Sowohl in den gut belüfteten Schränken als auch unter den ebenfalls gut belüfteten Sitzen war noch jede Menge freier Raum (ich kann gar nicht aufhören von dem Schiff zu schwärmen). Die Verarbeitung im Schiff war hochwertig, der Zustand alles andere als verwohnt. Nichts verbaut oder zusammengepröbelt so dass man sich an allen Ecken und Kanten stoßen und verletzen kann. Das Audiosystem (Radio) verfügte über zusätzliche Boxen im Achterdeck. Die Bimini ermöglichte auch hochgewachsenen Menschen problemlos Stehhöhe, erforderte hierzu jedoch das Andirken oder etwas Kraftaufwand um sie unter dem Großbaum durchzubekommen (Jammern auf höchstem Niveau).
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Ein Plotter in Rudernähe fehlte dem ansonsten überkomplett ausgestatteten Schiff ebenso wie ein Traveller. Speziell der fehlende Traveller war ein Wehmutstropfen. Ansonsten war das Schiff mit großen Winschen (Eignerkonfiguration) bestens dimensioniert und ausgestattet. Bestenfalls die Großschot hätte etwas dicker sein können.
Die Vorzüge des Lattengroß kamen leider nur am letzten Tag zum Tragen und ließen dann den Traveller vermissen. Wer es bequemer mag und persönlich nicht das Letzte an Trimm herausholen muß, ist sicher mit einem Rollgroß besser aufgestellt als mit o.g. Lattengroß mit Patentreff. Da wir nur einmal naß wurden und nur drei Personen waren, ist eine Beurteilung der Belüftung unter Extrembedingungen nicht möglich. Das einem Mal als Klamotten und Handtücher von drei Personen trocknen mussten, war unproblematisch so dass die Luken nicht anliefen.
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Törn:
Sonntag 05.05.2013
Start Portorož45° 30,32' N 013° 35,8 E
Ziel Marina Punta Faro45° 42,10' N 013° 08,9' E
Heute soll es Richtung Italien gehen. Unser Tagesziel ist die Marina Punta Faro, die zu Lignano gehört. Im Revierführer finden wir den Hinweis, dass die Kartentiefe hier oftmals durch Versandung deutlich unterschritten wird und die Ansteuerung bei auflandigem Wind erschwert bis unmöglich ist (Grundsee).
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Aufgrund unsers 2,0 m Tiefgangs und der geringsten Kartentiefe von 2,5m sowie einer prognostizierten Wellenhöhe von 0,5m riskieren wir nun einen Blick in den Gezeitenkalender, der uns Tiden von + 0,1 bis + 1,1m angibt.
Wir planen daher eine späte Anreise zum 2ten Hochwasser (19:45) um die gewünschte Reserve von 1,0m unterm Kiel zu haben.
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Karsten beginnt ca. um 10:30 mit der Sicherheitsbelehrung, der Belehrung nach MARPOL und wir berechnen unseren Kurs für die Querung des VTG vor Triest.
Skipper ist Karsten, Co-Skipper Stefan und Karl mach die Arbeit.
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Gegen 16:00 sind wir aufgrund stärkeren Windes (aber auch höherer Wellen) an der "kritischen" Stelle. Der Zufahrt zu Punta Faro. Über VHF Kanal 09 fragen wir beim Hafenmeister an, ob noch ein Liegeplatz für uns frei ist (darauf legt man dort lt. Revierführer großen Wert). Da die Saison erst begonnen hat, ist das überhaupt kein Problem.
Das Echolot im Auge tasten wir uns uns nun langsam der Pfahlreihe entlang und kommen tatsächlich an eine stark versandete Stelle, bei der wir unseren gewünschte Wassertiefe von 3,0m kurzfristig unterschreiten. Nur ein paar Meter dahinter haben wir wieder 8,4m Wassertiefe und somit 6,4m Wasser unterm Kiel. Vor dem grünen Gebäude des Hafenmeisters werden wir von Marineros in Schlauchboten mit der Frage "Transit" abgefangen und nach unserem bejahen aufgefordert, dem Schlauchboot zu folgen.
In der Marina Punta Faro wird in Boxen festgemacht.
Die Duschen, Toiletten und Waschräume sind großzügig und komfortabel.
Die Liegegebühr für unser 10,00 m Schiff beträgt 60,00 €.
Nähere Informationen zur Marina und Preisen sind unter www.marinapuntafaro.it zu finden.
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Wettervorhersage für diesen Tag: Montag 06.05.2013
Instabile Fronten, H 1020 hPa, Gewittervorhersage
Start Marina Punta Faro 45° 42,10' N 013° 08,9' E
Ziel Marina S. Elena (Venedig) 45° 25,78' N 012° 21,9 E
Venedig wieder nur bei Regen?
In meinem Törnbericht aus 2010 unterstelle ich, dass Venedig bei Sonnenschein und Temperaturen um 28°C sicher angenehmer und reizvoller ist, als bei Regen, Nässe und Kälte.
Die Prognose für diesen Montag lässt befürchten, dass es diesmal wieder nichts wird mit "dolce vita" im sonnigen Venedig.
Nachdem wir am Vortag das VTG vor Triest gequert haben, können wir heute beinahe direkt Kurs auf die Lagune von Venedig halten.
Gegen 10:00 Uhr (früher schaffen wir das irgendwie nicht) legt Stefan ab.
Unser Barometer zeigt anstelle der prognostizierten 1020 hPa nur 1008 hPa an, die Bewölkung liegt bei 8/8 , die Windstärke unter 1 Bft und wir nutzen arabische Winde um durch die spiegelglatte Adria Richtung Venezia zu touren.
Unser Zielhafen ist die Marina S. Elena, die sich gegen die Konkurrenz moderner und komfortabler Marinas in Venedig vermutlich nur durch ihren Standortvorteil (ca. 10 Minuten Fußweg in die Stadt) behaupten kann. Das es hier so aussieht, hatte ich seit 2010 schon wieder verdrängt.
Aber wer muss auch schon täglich duschen - und vor allem - wer möchte das hier?
Einen UKW-Arbeitskanal, auf dem wir nach einem Liegeplatz fragen könnten, oder die Telefonnummer des Hafenmeisters verschweigt der Revierführer wohl aus dem Grund, weil eine Kommunikation mit diesem fast ausschließlich auf italienisch (und nur auf italienisch) möglich zu sein scheint. Mit sehr viel Phantasie, einem Vokabular aus Anfangszeiten der ersten Englischstunden gelingt eine Verständigung.
Der Liegeplatz kostet 40,00 €. Pro Person wird die Nutzung der Duschen mit 4,00 €/Person berechnet. Nun ja, wenn das Geld wenigsten bei der Renovierung der Duschen ankommt - sind das gut investierte 12,00 €uronen.
Montag scheint der Tag der Kreuzfahrer zu sein. Auf unserem Weg Richtung Sankt Elena begegnet uns die reinste Flottille dieser schwimmenden Paläste, deren Gäste auf den Balkonen ihrer Außenkabinen zum offenen Fotoschlagabtausch und freundlichem Winken mit uns ausholen.
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Fluch und Segen zugleich, schwimmende Bettenburgen.
Auf dem Kanal herrscht eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km/h. Uns drängt sich jedoch der Eindruck auf, die Italiener deuten das als 20 kn. Bei einlaufendem Wasser, starker Strömung und lebhaftem Verkehr muss Stefan zwischen 30° und 40° Kurs vorhalten um die Hafeneinfahrt von S.Elena zu passieren.
Das Anlegemanöver übernimmt dann wieder der Skipper, der kanns einfach besser.
Danach kommt Hafenroutine:
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Anlegerbier
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Anmelden beim Hafenmeister
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landfein machen
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Ab in die Stadt und Futter fassen.
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Inzwischen ist es dunkel, aber trocken. Wir bekommen einen ersten Eindruck davon, was uns morgen in Venedig erwartet. Der kommende Dienstag soll ein Landtag in Venedig werden und die Wetterprognose ist freundlich.
Wettervorhersage für diesen Tag:
Dienstag 07.05.2013
Sonne und Temperaturen bis 26°C
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Start Marina S. Elena (Venedig) 45° 25,78' N 012° 21,9 E
Ziel Marina S. Elena (Venedig) 45° 25,78' N 012° 21,9 E
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Unser Frühaufsteher Karl besorgt Brot, Brötchen, Wurst und Schinken und bereitet - auch an dieser Stelle noch mal vielen Dank dafür - das Frühstück vor. Karsten und mir ist es somit vergönnt, bis 08:00 Uhr zu schlafen und uns dann am gedeckten Tisch für den Tagesausflug zu stärken.
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Venedig ist schon eine ganz besondere Stadt. Diese auf eigenem Kiel zu besuchen ist ein Highlight, das nur noch gesteigert werden kann, wenn man während seines Aufenthaltes Kaiserwetter hat. Die Eindrücke in Venedig erschlagen einen förmlich. Wir mischen uns unter die Heerscharen von Touristen und bleiben - bis auf Karsten - an jedem auch nur halbwegs interessant oder antik erscheinenden Pflasterstein stehen, um mit dem Foto draufzuhalten.
Eine der wenigen Gondeln die gerade mal nicht unterwegs war.
Sicher kann man sich tage- , wochen- oder monatelang in den engen Gassen und Kanälen von Venedig herumtreiben und wird jeden Tag was Neues entdecken und es lohnt sich sicher, sich vor einem Venedigbesuch etwas über die Stadt anzulesen, einen Bildband zu kaufen oder sich anderweitig auf die Stadt vorzubereiten.
Daher hier nur ein paar Bilder stark frequentierter Motive.
Denke ich an Venedig, denke ich auch an unsere Dufour 325.
So unterschiedlich ein Schiff und eine Stadt nur sein können, bei beiden gerate ich ins Schwärmen und ganz sicher wird mich mein Weg noch einmal dorthin führen. Neben den Sehenswürdigkeiten an sich gefällt mir, dass es aufgrund der Vielzahl von Brücken selten zum Kontakt mit Radfahrern, Skatern etc. kommt, weswegen man "unachtsam" umherlaufen und bummeln kann.
Für Familien mit Kinderwagen ist dies jedoch ein unangenehmer Hindernisparcour. Baustellen spielen sich aufgrund der städtespezifischen Logistik zwangsläufig auf dem Wasser ab, wodurch man - ignoriert man abertausende von anderen Touristen - völlig unbehelligt flanieren kann.
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Natürlich führt uns unser Weg auch zum Dogenpalast und zum Markusplatz. Letzterer lädt - sofern man keine Taubenallergie hat - zum Verweilen ein, ist jedoch kein preiswertes Pflaster. Viele Cafés haben Kapellen beschäftigt, die durch üppige Abgaben vom Gast zu finanzieren sind. So kommt beispielsweise zum horrenden Preis für 0,3 l Bier (12,50 €) ein Aufschlag für die Kapelle von 6,00 € pro Person. Da sind die Gebühren für die Duschen in der Marina beinahe schon preiswert.
Glücklicherweise spielen die Kapellen wenigstens nicht so, wie unsere Duschen aussehen und ganz nebenbei wird auch niemand dazu gezwungen beinahe 20,00 € für 'n Bier auszugeben. Bei uns gehört das dennoch dazu.
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Auf dem Rückweg zur Marina S. Elena stocken wir unsere Vorräte auf, kaufen Würste und Mineralwasser wodurch die Bordkasse entlastet wird, denn am Abend versuchen wir uns an einem Menü bestehend aus Würstchen mit Nudeln (Spaghetti).
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Dienstag wollen wir schon wieder Richtung Slowenien, da wir uns hinsichtlich Törnplanung gerne an die Empfehlung 1/3 Hinreise und 2/3 für den Rückweg halten. Wenn wir gegen Ende noch Zeit haben, wollen wir noch ein wenig Manöver üben oder einfach mal in Zielortnähe drauflos segeln wobei wir dann den Kurs einfach nach dem Wind richten.
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Wettervorhersage für diesen Tag:
Mittwoch 08.05.2013
In NW bauen sich Cumulonimbuswolken auf und wir stellen uns auf Gewitter ein. Irgendwann muss das Donnerwetter - das von Radio Rijeka und Radio Triest seit Sonntag vorhergesagt wird - ja mal kommen.
Auch heute werden für die nördliche und südliche Adria Gewitterwarnungen durchgegeben.
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Start Marina S. Elena (Venedig)45° 25,78' N 012° 21,9 E
Ziel Marina Punta Faro45° 42,10' N 013° 08,9' E
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Unsere Wetterinformationen onbord in Form von PocketGrib und Windfinder geben uns - mit Ausnahme, dass wir wieder die Unterwassergenua einsetzen müssen - keinen Anlass zur Sorge. Beim Auslaufen aus der Marina S. Elena herrscht für venezianische Verhältnisse wenig Verkehr. Die Strömung, die uns wieder dazu zwingt, den Kurs einige Grad vorzuhalten, erinnert uns nachdrücklich daran, dass da ja noch was war.
Bei null Wind verlassen wir die Lagunenstadt um aufs offene, spiegelglatte Meer zu fahren. Beim Motoren müssen wir heute in Kauf nehmen, dass wir die 1,5 kn Strom, der uns vorgestern so freundlich gesonnen war, nun gegen uns haben und daher etwas mehr Gas geben müssen um unsere Strecke in der gleichen Zeit wie bei unserer Anreise zu schaffen.
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Erst gegen 13:20 bekommen wir etwas Unterstützung durch 2 - 3 Bft. Wind. Wir setzen Segel und den Motorkegel, damit in der Adria überhaupt einmal ein Segelschiff dieses maritime Signal (wie bei der Fortbildung zum SSS bei KVR Regel 25 e gelernt) zeigt.
Die Maßnahme bringt uns etwas mehr als 1 kn Fahrt wodurch sich unsere ETA auf 18:30 ändert. Hier hätten wir nun gerne noch den Traveller eingesetzt, wenn es ihn denn gegeben hätte.
Unter Berücksichtigung unserer Erfahrung mit der versandeten Stelle auf der Zufahrt nach Porta Faro haben wir jedoch keine Eile, denn das zweite Hochwasser für diesen Tag haben wir erst um 21:21 mit 1,10 m. Stefan interpoliert die Tide auf 0,79 m für 18:30. Wir müssen also bei der Ansteuerung langsam fahren, das Echolot im Auge behalten und versuchen, ggf. etwas weiter östlich einen weniger versandeten Weg zu finden. Sag nochmal einer, Adria oder Mittelmeer sei nicht spannend.
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Auch heute melden wir uns brav über Funk auf VHF 09 beim Hafenmeister an. Diesmal braucht es aber mehrere Versuche, bis wir Antwort bekommen. Andere Schiffe haben zur gleichen Zeit mehr Erfolg. Als man uns dann endlich erhört, wird - sehr zu unserer Überraschung und Freude - der Funkverkehr in deutsch abgewickelt.
Wir bekommen heute eine Box bei den gaaaanz großen Schiffen. Das hat den Vorteil, dass wir einen Liegeplatz haben, der deutlich näher an den Duschen und Toiletten ist. Wie im richtigen Leben hat aber jeder Vorteil auch einen Nachteil. Mit unseren knapp 10 m sind die Pfähle der Box so weit weg, dass wir unsere Bug-Festmache-Leinen nicht auf Slip legen können.
Am Abend gehen wir in die Stadt und tun uns was Gutes. Wir finden ein Restaurant, in dem Steak zu moderaten Preisen angeboten wird und entschließen uns spontan dafür.
Die Biertulpe verspricht uns "Ulmer Münster" von dem Karl jedoch weiß, dass es dies seit ca. 15 Jahren nicht mehr gibt. Es ist aber auch egal, welches Bier wir verköstigen, es war lecker und in der Bilanz war unser heutiger Ausflug in die Gastronomie mit Steak und Bier auch nicht teurer als die drei Bier am Markusplatz.
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Freitag wollen wir in Piran verbringen. Zwar liegt Piran nur einen Steinwurf von unserer Heimatmarina Portorož entfernt und für uns würden keine Liegeplatzgebühren anfallen. Die Idylle des alten Städtchens Piran überzeugt uns allerdings den Abend hier zu verbringen.
Wettervorhersage für diesen Tag:
Donnerstag 09.05.2013
Viel Sonne, wenig Wind - Prognose 1 - 3 Bft. NE -und der dreht im Laufe des Tages auf SW.
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Start Marina Punta Faro45° 42,10' N 013° 08,9' E
Ziel Piran45° 31,6' N 013° 34,1 E
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Langsam wird Karl mir unheimlich. Auch heute besorgt er wieder Brötchen und - er ist noch steigerungsfähig - Kaffeestückchen. Karsten "dreht" unsere Kurse auf seinem iPad für die Rückreise um 180° und wir queren des Verkehrstrennungsgebiet von Triest mit dem erforderlichen MgK von 152° (rwK 154°).
Im Verkehrstrennungsgebiet (VTG) bekommen wir dann auch die versprochenen 2 Bft. und wir beschließen, nach dem Verlassen des VTG Segel zu setzen. Um 17:45 machen wir in Piran fest. Beim Anlegemanöver nimmt unsere Steuerbord-Positionslaterne leichten Schaden, den wir jedoch später mit Bordmitteln beheben können.
Stefan besucht in jeder Kneipe und in jedem Hafen die Toiletten und blödelt, er wolle einen Toilettenführer schreiben. In Piran sind die Gegebenheiten noch schlimmer als in Venedig. Nun kann man ja nachlesen, dass Piran schon in vorrömischer Zeit eine Piratenstadt war.
Die sanitären Anlagen machen den Anschein, Sie könnten aus dieser Zeit stammen.
Für Karsten, der morgens nicht in die Pötte kommt, wenn er nicht duschen konnte, stellt dies natürlich eine besondere
Herausforderung dar. Stefan und Karl kommen auch damit zurecht erst am nächsten abend in Portorož zu duschen. Karsten schlägt sich wacker.
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Gegen Abend flanieren wir durch den Hafen in dem sich ein Lokal an das andere reiht, werfen einen Blick auf die Speisenkarten und Teller der Gäste und besuchen anschließend ein Lokal in dem Karl seine Fleischplatte bekommt. Karsten und Stefan entscheiden sich für Chevapchichi.
Gutes Essen und Bier lassen Karsten vorübergehend den Zustand der Dusche verdrängen.
Wettervorhersage für diesen Tag:
Freitag 10.05.2013
Bewölkt mit Aussicht auf Regen.
Dafür haben wir noch mal brauchbaren Wind zwischen 4 und 5 Bft.
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Start Piran45° 31,6' N 013° 34,1 E
Ziel Portorož45° 30,32' N 013° 35,8 E
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Unser Törnplan geht auf. Wir können heute richtig lange ausschlafen..., machen wir aber nicht.
Zwar ist es von Piran nach Portorož nur ein Katzensprung, aber heute sollen wir Wind bekommen und schließlich sind wir zum Segeln hier.
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Dennoch lassen wir es gemächlich angehen. Bevor wir auslaufen gehen wir erst noch einmal ins Dorf und trinken einen Kaffee. Danach besuchen wir ein Museum für Tauchgeschichte. Als wir gegen 12:00 Uhr feststellen, dass wir tatsächlich Wind haben, geht alles ganz fix, obwohl wir nun das Ablegemanöver - erstmals bei Wind - das Manöver durchsprechen.
Bei südlichem Wind der Stärke 4 lösen wir die Lee-Achterleine die ohnehin momentan ohne Bedeutung ist. Parallel starten wir die Maschine, legen Ruder hart Backbord (in diesem Fall nach Süden) und richten den Bug aus.
Nun wird die Moorig gelöst und Karl gibt Bescheid als diese am Grund angekommen ist. Schließlich wollen wir die nicht in unserer Schraube haben.
Nun löst Karsten auch die Luv-Achterleine uns Stefan gibt etwas Gas (beinahe noch zu zaghaft).
So wie Karsten die Achterleine einholt gibt Stefan mehr Gas und fährt um den Poller, der in Piran im Hafen recht unglücklich rumsteht, herum.
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Die Bucht von Portorož bietet heute ideales Segelwetter für uns. Ob das die SKS-Prüflinge, die sich hier heute zu beweisen haben, auch so sehen wissen wir nicht. Freitag ist nun mal Prüfungstag und Stefan gibt zu bedenken, dass es ihn sicher gestört hätte, wenn er bei der Vorbereitung zu seiner SKS-Prüfung nie vernünftig Wind gehabt hätte und dann die Manöver bei 4 - 5 Bft. gefahren werden sollen. Klar sollte das keinen Unterschied machen. Für den Prüfling, der mit Ach und Krach seine 300 sm gesammelt hat und davon 200 sm unter Maschine unterwegs war, tut es dies jedoch ganz sicher. ... ist ja nicht jeder so ne coole Sau wie Karl und unser Skipper.
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Heute schaffen wir Am Wind 6 - 7 kn nach Logge und etwas über 8 kn nach GPS. Somit erreichen wir unsere theoretische Rumpfgeschwindigkeit, womit wir nach beinahe 7 Tagen Schwachwind zufrieden sind. Knapp zwei Stunden berauschen wir uns an den tollen Windverhältnissen und kreuzen im Seegebiet vor Portorož in dem ein Kriegsschiff der Slowenen vor Anker liegt.
Das wir während dieser zwei Stunden sicher das Seegebiet von Kroatien besucht haben wäre uns dann bewusst gewesen, wenn die Seegrenze zwischen Slowenien und Kroatien schon fest stünden.
Getreu der Devise "Wenn es am Schönsten ist, soll man aufhören" holen wir kurz nach 14:00 Uhr die Segel ein. Nicht, dass wir keine Lust mehr hätten, aber der Himmel zieht sich schnell und bedenklich zu und wir erwarten Gewitter.
Um 14:15 legen wir in unserem Heimathafen an. Um 14:45 schüttet es wie aus Kübeln und eine weitere Stunde später haben wir dann auch unser Gewitter. Also haben wir alles richtig gemacht obwohl auch wir bis 14:15 noch unser Regenzeug anziehen mussten und verhaltenen Regen abbekommen haben.
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Bei der Einfahrt in den Hafen bzw. auf dem Weg zu unserer Box bekommt Stefan noch eine Krawatte weil hier jemand der Meinung war, er müsse im direkten Einfahrtsbereich zum Hafen römisch-katholisch ankern. Die Tatsache, dass er in seiner bevorzugten Anlegerichtung keine Mooring vorfindet, ignoriert dieser Sportsfreund, schmeißt seinen Anker und markiert diesen (wenigstens das hat er noch gemacht) mit einem Döpper. Mitten in der ohnehin schmalen Gasse.
Lässt man die Schimpfworte und Beleidigungen weg, die Stefan für diesen Segler von Gottes Gnaden erübrigte, hat er während seines 5 Minütigen Wortschwall nichts gesagt.
Sicher muss man nicht zwingend jede Regel kennen, bzw. darf im Einzelfall auch mal fünfe gerade sein lassen. Das was sich dieser Segler jedoch erlaubt hat war nicht nur eine Behinderung, eine Zuwiderhandlung entsprechender Regeln inkl. Hafenordnung und in höchstem Maß unkameradschaftlich. Gute Seemannschaft sieht anders aus.
Platz genug um seitlich am Steg anzulegen war jedenfalls.
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Ungeachtet dieses Eindrucks ließen wir uns die gute Laune und die Erholung nicht zerstören.
Wir hatten ein tolles Schiff und richtig schöne Tage in der Adria. Das Segeln kam leider etwas zu kurz, tat aber der Sache keinen Abbruch.
Schön war's.