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In Kürze Verfügbar, die 2te Auflage meines Buches "Yachtcharter - Käptn auf Zeit"
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Griechenland Lefkas
38°49,5N 020°42,3E
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1 Woche Ionisches Meer/Golf von Patras
Von Lefkas nach Korfu
Reisedaten: 15.09. - 22.09.2012
Dieses Jahr sollte es ein "normaler" Segeltörn werden. Also kein SKS-Ausbildungstörn mit Manöver üben bis zum Abwinken, sondern einfach mal nur Segeln.
Als Revier haben wir - das sind Carli, Jörg, Martin, Markus, Karsten und Stefan das Ionische Meer als ruhiges Revier ausgesucht, bei dem auch absolute Neulinge, von denen wir gleich zwei dabei hatten, nicht überfordert werden.
Die Anreise erfolgte diesmal mit dem Flugzeug ab Frankfurt/Main.
Unser Schiff, eine Bavaria Cruiser 40 war mit sechs Personen voll belegt, aber keineswegs eng.
Durch frühzeitige Charter und Flugbuchung konnten wir satte Frühbucherrabatte einheimsen, so dass uns Charter für eine Woche, Hin- und Rückflug und eine äußerst umfangreiche Charterversicherung pro Kopf knappe 550,00 € kosteten.
Für die Bordkasse wurde auch in diesem Jahr 200,00 € veranschlagt, was unter Berücksichtigung der Vorliebe, nicht selbst zu kochen, angemessen und ausreichend war.
Trotz guter Planung bot auch diese Reise eine Menge Überraschungen.
So hatten wir bei der Planung darauf geachtet, für die Anreise einen frühen und die Rückreise einen späten Flug zu bekommen.
Abflug Frankfurt war dann 04:45 Ortszeit, Ankunft Korfu (Kerkyra) 08.00 Ortszeit.
Vom Flughafen sollte es per Taxi zur Marina Gouvia gehen wo wir am Vormittag unser Schiff, die Nefeli, übernehmen sollten.
Unsere Planung sah vor, bis dahin Einkäufe für die Bevorratung an Bord vorzunehmen, das Schiff zu übernehmen und einen Probeschlag zu segeln wobei speziell Manöver geübt werden sollten.
Am 16.09.2012 sollte es dann Richtung Süden nach Paxos gehen.
Der Teufel steckte jedoch wieder einmal im Detail.
Am 14.09. (also einen Tag vor unserer Anreise) erhielten wir die Nachricht, dass die Nefeli nicht auf Korfu sondern auf Lefkas stünde, weil sich der Skipper aufgrund aktueller Witterungsverhältnisse die Überfahrt nicht zutraute.
Einmal davon abgesehen, dass, wie sich später rausstellte, die schlechten Witterungsverhältnisse 8 - 9 Bft. und Gewitter waren; also Wetter bei dem jeder verantwortungsvolle Skipper im Hafen bleibt, wäre die Strecke Lefkas - Korfu auch bei gutem Wetter nicht ohne Nachtfahrt machbar gewesen.
Entweder lag hier also eine Fehlplanung vor, oder aber -und das ist unsere Vermutung - war es nie geplant, die Nefeli nach Korfu überführen zu lassen, denn der Standort dieses Schiffes bei Buchungsanfrage war mit Lefkas angegeben.
Auf Anfrage hatte man uns mitgeteilt, dass es kein Problem wäre, die Nefeli in Korfu zu übernehmen. Schlussendlich kam es dann eben doch anders.
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Impressionen unserer kostenlosen Fährfahrt:
So wurden wir also vom Flughafen abgeholt; per Bus zum Fährhafen gebracht, dort auf eine Fähre verfrachtet und nach zweieinhalb Stunden Fahrzeit mit einem weiteren Bus fast zwei Stunden durch die Gegend kutschiert um irgendwann bei der Marina in Lefkas anzukommen wo es aus Kübeln schüttete.
Und, was kaum noch jemand zu hoffen gewagt hatte, dort lag sie "unsere" Nefeli.
Willkommen in Griechenland.
Unser Schiff: Segelyacht: Bavaria 40 Cruiser
Zum Schiff:
Die Bavaria Cruiser 40 war BJ. 2002 und machte hierfür äußerlich einen sehr gepflegten Gesamteindruck. Dennoch wurden sehr schnell Alterserscheinungen bemerkt. Im Inneren war alles feucht und klamm was daher kam, dass 4 Decksluken undicht waren.
Erste Versuche des Vercharterers, diese Feuchtigkeit als Kondensationsfeuchtigkeit abzutun wurden noch vor Ort widerlegt und die Luken dann "haste nicht gesehen" abgedichtet. Na also - es geht doch.
Die Microwelle an Bord war defekt, bzw. schaltete im Timerbetrieb nicht ab, was wir als defekt bezeichneten. Diesen Mangel konnte man nicht beheben.
Der Fernseher war nicht funktionstüchtig. Aber wir waren ja auch zum Segeln da.
Gravierender war da schon die festsitzende Abdeckung für die Notpinne. Unser Skipper hat diesbezüglich einen kleinen Spleen und testet, so wie er es in der Ausbildung gelernt hat, immer, dass die an Bord befindliche Notpinne auch passt.
Im konkreten Fall lies sich der Deckel zur Notpinne erst gar nicht öffnen. Der Techniker der Charterfirma benötigte hierzu Hammer und einen breiten Schraubendreher. Die Pinne selbst passte und war nun auch zugänglich.
Dennoch stelle ich mir gerade mal den Notfall vor, bei dem man zwar die Notpinne sofort zur Hand hat und dann den blöden Deckel nicht aufbekommt. Im Notfall hilft dann nur brachiale Gewalt und den Deckel zertrümmern.
Karsten und Stefan nahmen weiter das Schiff ab und brachten dem Mitarbeiter der Charterfirma langsam aber sicher an den Rand des Wahnsinns. Das Landstromkabel verursachte/hatte einen Fehlerstrom und wir sollten am nächsten Morgen ein anderes Kabel bekommen.
Irgendwann war dann die Crew der Charterfirma weg und für 6 Personen waren 4 Sätze Bettwäsche, dafür aber 10 Sätze Handtücher an Bord. Auch dieser Missstand wurde am nächsten Morgen behoben.
Das Vordeck sah aus, als hätte man dort einen Motor zerlegt und generalüberholt. Das lag daran, dass die Ankerwinsch gewartet wurde (man hätte dennoch mal hinterher wischen können). Kurz vor Feierabend kam dann noch jemand, der in der Lage war, eine Schieblehre zu bedienen und die Dicke der Ankerkettenglieder auszumessen.
Dieser jemand beschloss dann, dass die Kette ersetzt werden muss. Ein "Liebesdienst" den man sich unter Berücksichtigung des Zustandes des kompletten Vorschiffs und hierbei des Ankerkastens, des maroden Bugbeschlags und der notdürftig punktierten Querstrebe desselben hätte sparen können. Dennoch wurde die Ankerkette noch am 15.09. getauscht (Anmerkung: und am 22.09. mitsamt Anker aufgegeben und versenkt).
Die Gasanlage bzw. der Gasherd hatte ebenfalls seine Eigenheiten. Die gute Nachricht war, dass die Absperrventile außenbords und im Schiff funktionieren. Ein Thermoschalter am Herd jedoch nicht. Das äußerte sich anders als erwartet. Die Flamme erlosch wenn das Thermostat warm war. Somit war immerhin die potentielle Gefahr des unkontrollierten Gasaustrittes gebannt. Kompensiert wurde dieses Problem, indem einer der Topfhalter für Schlechtwetter vertikal über den Gasknopf gelegt wurde und diesen somit permanent rein drückte. Eine Griechisch/Deutsche Notlösung, die über die komplette Reise gut funktionierte.
Die kardanische Aufhängung des Herdes war grundsätzlich vorhanden. Die Schieberegler zum entriegeln waren jedoch nicht funktionsfähig. Wir hätten daher, wenn wir kochen gewollt hätten, nur bei normalem Seegang kochen können.
Schwamm drüber. Nachdem wir alle technischen Mängel aufgespürt und uns eine Notlösung ausgedacht hatten, ging es dann erst mal in die Innenstadt um unsere ansteigende Verärgerung runterzuspülen. Außerdem hatten wir langsam aber sicher Hunger.
Zu allem Überdruss suchten wir uns dann noch zielsicher eines der weniger guten Lokale aus.
Zur Entschädigung leisteten wir uns beim Abendbummel durch den Ort dann einen Joghurt mit Honig, den ich jedem Griechenlandurlauber nur wärmstens empfehlen kann.
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Törn:
16.09.2012 Tagesziel Kalamos ( Φ 38° 37,3' N λ 020° 55,8'E)
Noch am Vortag haben wir die Sicherheitseinweisung und die Unterweisung zur Reinhaltung der Meeresumwelt nach MARPOL und Helsinki-Abkommen besprochen. Für eine, für später geplante Nachtfahrt, teilt Stefan Blitzlampen an diejenigen aus, die selbst keine dabei haben.
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Viel zu spät laufen wir am 16.09.2012 um 1110 bei erheblicher Bewölkung (4/8) aus.
Der Luftdruck ist mit 1010 hPa identisch zum Vortag. Ein erstes kurzes Stück fahren wir unter Maschine bis wir gegen 1142 LT bei südlichen Winden 2 - 3 Bft. Segel setzen. Im Laufe des Tages nehmen Bewölkung und Wind ab.
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Um1250 empfangen wir auf Ch. 16 einen Securitè-Ruf, den man tatsächlich nur als Ruf bezeichnen kann. Immer und immer wieder wird bestimmt 20 - 25mal einfach nur Securitè gerufen ohne dem Ruf eine Meldung folgen zu lassen. Bis heute wissen wir nichts mit diesem Vorfall anzufangen. Weder wir, noch andere Schiffe bzw. eine Küstenfunkstelle hinterfragt das Geschehen. (Anmerkung: Es ist schon sinnvoll, dass von Chartercrews ein Funkzeugnis verlangt wird. Für Griechen scheint es hier ein vereinfachtes Prüfverfahren oder einen generellen Erlass zu geben.)
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Gegen 1749 wird angelegt. Das erste mal römisch/katholisch mit Anker. Das fordert seinen Preis. Wir setzen den Anker zu weit draußen und beim Anlegen gelingt es nicht, das Schiff rechtzeitig aufzustoppen. Die Maschine heult auf, aber im Leerlauf. Ein zweiter Versuch (Schalthebel zurück auf Nullstellung und Vorwärtsschub) bringt das gleiche Ergebnis. Im Ergebnis bekommt die Badeplattform an einer Ecke einen Macken ab. Tja Skipper, das kann die Crew besser.
Glücklicherweise ist dieses Malheur im Verlauf des weiteren Törns nicht noch einmal passiert und wir wissen heute noch nicht, wie der Leerlauf, den man ja eigentlich nur bewusst einlegen kann, bei zwei Schaltvorgängen permanent drin blieb. Glücklicherweise hatten wir ja eine entsprechende Versicherung mit Kautionsversicherung abgeschlossen.
Wie sich am letzten Tag herausstellte, schien das die Charterfirma insgesamt nicht zu interessieren. Die Kaution gäbe es - so die Aussage des Mitarbeiters der die Nefeli abnahm, voll zurück. Das dem nicht so war und man im Nachhinein auch noch versuchte uns für eine Menge der o.g. vorhandenen Mängel haftbar zu machen war der Grund dafür, dass Stefan noch 8 Wochen nach dieser Reise regen Schriftwechsel mit Gott (hier wohl Zeus) und der Welt führen musste.
Dennoch bleibt ein solches Ereignis immer ärgerlich und wurde noch lange diskutiert um eine Wiederholung zu vermeiden.
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Am Ende dieses Tages hatten wir unsere ersten 21 sm zurück gelegt und davon 17 sm unter Segel.
17.09.2012 Tagesziel Ithaka Vathi ( Φ 38° 21,9' N λ 020° 43,1E)
Tagesetappe: 29 sm
Heut soll es zeitiger losgehen.
Stefan rumort ab 0700 LT so dezent wie möglich am Herd rum, dass nacheinander alle wach werden.
Ziel erreicht!
Nach dem Frühstück gehen Markus und Stefan noch geschwind einkaufen und holen all das, was an Bord für den Fall einer außerplanmäßigen Übernachtung/Ankerung, alternativ für eine Nachtfahrt oder eine Mahlzeit an Bord erforderlich ist.
Wir stellen fest, dass wir uns noch deutlich besser besprechen und koordinieren müssen. Aktuell sind Einkaufsaktionen meist sehr polarisiert (Anlegerbier!!! und Marmelade fürs Frühstück).
Nachdem nun alles an Bord ist, was für die Strecke angemessen ist und auch Pannen berücksichtigt wird Carli als "Skipper of the day" auserkoren, der alsdann sein Ablegemanöver bespricht und erste Anweisungen erteilt.
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Nachdem das Anlegemanöver am Vortag hätte besser laufen können, wundert es uns kaum, dass Carli nun mit den Folgen zu kämpfen hat. Mit unserem eigenen Anker hieven wir noch einen zweiten Anker und eine zweite Ankerkette ans Tageslicht.
Unser Anker ist aus diesem Knäuel nur mit Hilfe des Dinghis frei zu bekommen. Beim Einholen des Ankers stellen wir fest, dass die Ankerkette nicht selbstständig so in den Ankerkasten läuft, wie wir uns das wünschen würden. Immer wieder muss Jörg von Hand nachhelfen und einen Berg Kette nach vorne schieben.
Um 1000 LT sind wir dann frei und können unsere Fahrt beginnen. Unser Tagesziel, der Hafen Vathi auf Ithaka, ist knappe 20 sm direkten Weges von uns entfernt.
Es ist wolkenlos und wir haben schwachen aber drehenden Wind von ca. 1-2 Bft, so dass wir zunächst bis 1433 kreuzen um dann entnervt die Unterwassergenua in Betrieb zu nehmen. Unsere Tagesetappe dehnt sich somit auf 29 sm aus. Den Großteil der Strecke (12 sm) waren wir leider unter Maschine unterwegs.
Um 1610 zeigt Carli unserem Skipper wie man römisch/katholisch mit Anker anlegt.
Carli auf dem Weg zum professionellen Anlegemanöver
Odysseus-Denkmal
18.09.2012 Tagesziel :
Um die Südspitze Ithakas. Von dort aus mit Nordkurs zur Westküste von Lefkas mit der Option einer Nachtfahrt nach Paxos ( Φ 39° 27,2' N λ 020° 00,2E (Korfu))
Zurückgelegte Strecke der Nachtfahrt: 98 sm
Karsten holt jeden Morgen den aktuellen Wetterbericht und lädt die Grib-Files auf sein IPad.
Zwar müssen wir aufgrund der defekten Landstromleitung mit dem Energiebedarf unseres technischen Equipments haushalten (Anmerkung: wieder ein Grund für solide traditionelle Kartenarbeit), kommen aber insgesamt gut klar.
Fast alle Tavernas bieten neben Frühstück auch Internetzugang an. Ab dem zweiten Tag haben wir es uns zur Angewohnheit gemacht, uns in einer Taverne auf einen gepflegten Kaffee niederzulassen, unsere Mobiltelefone und das IPad aufzuladen und die aktuellen Wetterdaten zu besorgen.
So sind unsere Elektrogeräte für das Tagesgeschehen notdürftig geladen und verrichten ihre Dienste gut. Heute reicht die Zeit für 2 Kaffees und die Elektrogeräte sind - wenigstens nach eigener Ladeanzeige - vollständig geladen. Beim nächsten Törn werden wir ganz sicher einen Spannungswandler dabei haben (man lernt eben nie aus).
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Die Zeit, in der die Wetterdaten besorgt werden, checkt Jörg unser Schiff und beseitigt zunächst einmal das Öl- Wassergemisch aus der Bilge im Motorraum, das man uns als Malheur beim Ölwechsel erklärte. Außerdem stellte er fest, dass der Motor ca. 1/2 l Kühlwasserverlust pro 3 Motorbetriebsstunden hat. Besonders tückisch an dieser Angelegenheit ist, dass die visuelle Anzeige am Ausgleichsbehälter dies nicht anzeigte, da der Wasserstand unter einer alten - nennen wir es Kalklinie - lag. Ebenso gut hätte man die "Solllinie" auch mit Edding auf den Behälter aufmalen können. (Anmerkung: Auch hieraus zogen wir unsere Lehre und werden uns künftig nicht auf solche Linien verlassen sondern den Deckel des Ausgleichsbehälters öffnen um uns einen Eindruck des tatsächlichen Kühlwasserstandes zu machen.)
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Um 1040 LT befinden wir uns an Φ 38° 22,2' N λ 020° 42,6 E und treten unter Motor unsere Reise entlang der Ostküste von Ithaka an. Unser Kurs führt uns nach Süden, um das Südkap von Ithaka zu umrunden und dann neuen Kurs zwischen Kefallonia und der Westküste Ithakas Richtung Lefkas zu setzen. Bei bedeckten Himmel (4/8), einem konstanten Luftdruck von 1015 hPa fahren wir die ersten 12 sm unter Maschine, da der anfangs günstige aber schwache NW-Wind von 2. Bft. kurz nach Auslaufen völlig einschläft.
Gegen 1550 LT nimmt der Wind auf 3 Bft. zu.
Inzwischen haben wir einen MgK von 330° weswegen wir bei anhaltenden NW-Wind kreuzen müssen. Um 1830 LT schläft der Wind wieder vollständig ein.
Wir beschließen, die Nacht durchzufahren um in Korfu anzulegen.
Von dort aus möchten wir dann in den folgenden Tagen kleinere Schläge wie z.B. einen Ausflug nach Paxos oder Antipaxos segeln.
Während hier noch fleißig über Sinn und Unsinn einer Nachtfahrt nachgedacht und abgestimmt wird ...
...möchte Martin Abenteuer pur.
Pro Nachtfahrt
Markus macht uns klar, dass Nachtfahrten ihn immer besonders hungrig machen und gibt schon mal die Größe seiner Dorade für Korfu vor.
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Wir bringen eine Hundeleine aus und klarieren auch sonst das Schiff für die Nachtfahrt und besprechen, die Fahrt mit einem Zweiwachsystem zu fahren.
Karsten und Stefan sind hierbei die Wachführer und sorgen dafür, dass die Crew sich entsprechend ausruht und auf die Besonderheiten einer Nachtfahrt vorbereitet ist. Nur Markus, Karsten und Stefan haben bereits einige Nachtfahrten hinter sich gebracht und sind mit den Besonderheiten einer solchen Fahrt vertraut.
In unserem Gebiet herrscht Fährbetrieb und Ausflugsschiffe sind unterwegs. Auf diese schwimmenden "Weihnachtsbäume" oder "Dancefloors" mit Discobeleuchtung müssen wir uns einstellen.
Die Strecke selbst bietet keine besondere Herausforderung.
Kurz vor Sonnenuntergang scheint uns das Ionische Meer alleine zu gehören.
Bei Einbruch der Dunkelheit schalten wir die Beleuchtung an. Da wir nach wie vor motoren, müssen wir uns bzgl. der Stromversorgung keine Gedanken machen. Alle Mann werden nochmals darauf hingewiesen, dass ab sofort niemand mehr an Deck zu sein hat, der keine Rettungsweste und Blitzlampe angelegt hat.
Speziell die Tücken der Blitzlampen sorgen jedoch dafür, dass wir das eine oder andere Mal schnell reagieren müssen weil eine Lampe unbeabsichtigt eingeschaltet wurde. Für die Nachtfahrt selbst haben wir lehrbuchmäßig heißen Tee und Knabbereien vorbereitet. Der erste Teil der Crew übernimmt die Begrüßung der Dunkelheit, für alle, die keinen Job der ersten Wache haben gilt Crewrest.
Stefan ist noch ein bis zwei Stunden bei Karsten, legt sich dann allerdings auch aufs Ohr um zur Hundewache fit zu sein.
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Während unserer Fahrt kreuzt unser Kurs mehrfach den von Fährschiffen, während Ausflugsschiffe näher an der Küste entlangfahren um ihren Passagieren den Blick auf die Nachtkulisse griechischer Hafenstädtchen zu ermöglichen.
Die eigentliche und zugleich einzige Herausforderung dieser Nachtfahrt bei spiegelglatter See besteht darin, aus der Lichtervielfalt der Fähren die Positionslichter und basierend darauf die Grenzkurse zu bestimmen, was uns allerdings recht gut gelingt.
Bei diesen Übungen wird uns einmal mehr der Wert eines guten Fernglases bewusst. Das bordeigene No Name Marineglas zeigt bei Dunkelheit deutliche Schwächen gegenüber Stefans Steiner Glas.
Schon tagsüber waren die Unterschiede beider Gläser recht gravierend, bei Nacht jedoch wurde auch dem letzten Crewmitglied und "Sparbrötchen" klar, dass ein Steiner Commader Glas nicht einfach nur chic ist. Der wolkenlose Sternenhimmel lässt uns einige Sternbilder sicher bestimmen und regt zu philosophischen Grundsatzdiskussionen an. Ich weiß einmal mehr, warum ich Nachtfahrten liebe.
Schon vor Beginn der Hundewache ist Stefan wieder an Deck um Karsten abzulösen. Der zeigt aber noch keine Ermüdungserscheinungen und das sollte sich auch bis zum Einlaufen auf Korfu am 19.09.2012 um 0900 LT nicht ändern.
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Zur völlig ungewohnten Tageszeit gönnt sich Karsten nach 23 Stunden einen Anleger und legt sich dann schlafen.
Der Rest der Mannschaft geht erst mal an Land und macht einen ausgedehnten Spaziergang.
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Die Ansteuerung von Akra Vavars stellt uns noch mal auf eine Probe.
Unser aktueller Revierführer beinhaltet hierzu keinerlei Hinweis, dass im Westen nahe der Mole die Wassertiefe sehr schnell auf 1 m und weniger abflacht. Zwar ist hier der Untergrund Sand, dennoch muss man es ja nicht auf eine Grundberührung ankommen lassen.
Im schmucken, kleinen Hafen bekommen wir zu dieser Jahres- und Uhrzeit problemlos einen Liegeplatz. Allerdings sollte man auch hier genau hinschauen, wo man festmacht und gehörigen Abstand von der Mole lassen, da unterhalb der Mole Felsen zwischen 1 und 1,5 m weit ins Hafenbecken reinragen. Hier läuft man schnell Gefahr das Ruder zu beschädigen.
Sicherheitshalber halten wir 2 m Abstand, klappen die Badeplattform aus und bringen zusätzlich die Pasaralla aus.
Provisorische Instandsetzung unseres Bugbeschlages.
Der Beschlag wird vorne nach unten gedrückt und in dieser Position festgebunden wodurch die hintere Rolle soweit nach oben kommt, dass die Ankerkette durch sie geführt wird. Ersatzteile sind vor Ort nur hier zu bekommen.
... wo es gerade mal so ruhig ist, ist auch Zeit für eine SMS an die Lieben zuhause.
(Innenansicht)
Und so sah es in der dazugehörigen Marina aus.
Die Taverne lädt zum gemütlichen Beisammensein ein.
Wir brechen auf die Insel zu erkunden und haben dabei unsere Badesachen und Handtücher im Gepäck.
Das Dorf ist recht klein und besteht - wie viele andere Hafenstädtchen auch - zu einem Großteil aus Tavernen. Während Karsten seinen entgangenen Nachtschlaf nachholt, machen wir einen ausgedehnten Spaziergang, bewundern Olivenhaine, erfreuen uns am Anblick weidender Esel, knüpfen spontan Kontakte zu Einheimischen die mehrere Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet haben und finden schließlich noch vor Agios Angolos einen tollen Badestrand in der Nähe mehrerer Tavernen.
Dieser Badestrand wird auch von kommerziellen Ausflugsschiffen besucht, die jedoch Reißaus nehmen, als wir uns das Meer mit deren Gästen teilen möchten. Vielleicht treibt sie die Sorge, wir könnten uns an Bord schleichen um so am weiteren Rahmenprogramm teilzunehmen.
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Nach einem mehr oder weniger langen Aufenthalt im ca. 24° kühlen Nass bei 27° C Lufttemperatur besuchen wir eine der idyllischen Tavernen.
Für die meisten ist auch hier Fisch ein Muss und sie werden nicht enttäuscht.
Martin - der unsere Bordkasse verwaltet - beruhigt uns. Er könne uns zwar über den exakten Kassenstand nicht Rede und Antwort stehen, es befänden sich jedoch noch ausreichend liquide Mittel im Geldbeutel.
Also schlemmen wir ohne Reue und schlechtes Gewissen, dass Karsten den Schlaf der Gerechten schläft.
Danach geht es zurück in Richtung Hafen, wo wir die Nefeli schon von weitem erkennen, da Stefan als Lokalpatriot die hessische Landesflagge gehisst hat.
Allerdings - so erklärt er den nicht hessischen Mitreisenden aus Baden Württemberg und Schleswig Holstein - nicht um diese zu ärgern, sondern weil er mit dieser Flagge ein anderes angenehmes seglerisches Ereignis verbindet. Es handelt sich - so versichert er mehrfach und glaubhaft - um eine nette Geste seines Ausbilders bei dem er seine SKS-Prüfung abgelegt und bestanden hat.
Bei einem späteren Treffen gab dieser Skipper Bernd allen Teilnehmer seines Ausbildungstörns (ich berichtete) eine 1:1 Kopie des Logbuchs. Dieses Logbuch beinhaltete bei den erfolgreichen Absolventen auf dessen letzten Seite einen Umschlag mit der Aufschrift "for Skippers only".
In diesem Umschlag befand sich die Landesflagge des Bundeslandes, aus dem der Teilnehmer kam.
Dennoch sah sich Markus als Badener durch den Anblick der Flagge gelegentlich dazu veranlasst das "Lied der Badener" zu schmettern.
20.09.2012 Tagesziel Paxos (Longos) (Φ 39° 27,2' N λ 020° 00,2E)
Tagesetappe 27 sm
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Irgendwas ist hier faul. Die Mannschaft bereitet mir ein opulentes Frühstück mit frischen Landeiern, Käse, Salami, Marmelade, Honig, Tee und Kaffee zu. Entweder haben die was ausgefressen oder es ist eine stillschweigen Huldigung an meinen Führungsstil "Captains word is law!"
Ich vermute aber, das ich einfach diesmal der Letzte beim Aufstehen war und man nicht länger warten wollte.
Heute ist Carli dran. Nicht mit An- und Ablegen sondern mit seiner medizinischen Versorgung an Bord. Er muss drei Fäden gezogen bekommen.
Noch kurz vor unserem Törn passierte ihm ein kleines Malheur und er musste den Finger genäht bekommen.
Hier profitieren wir von den Fähigkeiten unseres Kollegen Markus, der die drei Fäden razzfazz gezogen hat.
Währen die anderen möglichst den Blickkontakt vermeiden, hält Stefan mit dem Foto drauf und vermerkt das Event im Reisetagebuch. Watt mutt, datt mutt.
Auch diesen Morgen kommen wir nicht vor 1115 LT los. Schlimmer als die Hühner! Aber das Frühstück musste genossen werden.
Bei SW-Wind der Stärke 2 geringer Bewölkung und einem konstanten Luftdruck von 1014 hPa verlassen wir Korfu Richtung Paxos. Nach 1,3 sm unter Maschine dreht der Wind auf O und nimmt auf ca. 3 Bft. zu.
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Bei konstantem Luftdruck beobachten wir aus Norden kommend eine Gewitterfront, die zwar in keinem Wetterbericht angekündigt war, dafür aber sehr real erkennbar ist.
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Wir machen das Schiff sturmklar, werfen einen erneuten Blick in die Seekarte und prüfen, ob wie eine Alternativroute fahren können. Wir beordern alle, die keinen Job haben unter Deck.
Wie wir vermuten, dauert es keine 30 Minuten, da sind Regen, Donner und Blitz um uns rum. Da es bei Fahrt unter Deck zwei Personen besonders schnell schlecht wird, möchten diese an Deck bleiben und den Kurs überwachen und weil es sich bei beiden Personen um Crew-Mitglieder mit entsprechender Erfahrung handelt, weisen wir diese noch mal darauf hin, sich von Stagen und Fallen entfernt zu halten. Kein Metall anzufassen und im Zweifelsfall den Skipper zu rufen.
Der Rest geht unter Deck. Drei von vier spielen Skat.
Die See bleibt mit < 1m Wellen ruhig, der Wind bleibt ebenfalls während Durchzug der Gewitterfont nahezu unverändert schwach, ändert aber gelegentlich seine Richtung.
Noch bevor das Gewitter uns erreicht, holen wir die Segel komplett ein und fahren unter Maschine.
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Um 1435 tobt das Gewitter um uns umher. 1635 LT ist alles vorbei.
Um 1734 kann Karsten das Kommando für den Anleger geben.
Unsere Position an diesem Abend ist ( Φ 39° 13,6' N λ 020° 09,7E) Langos.
In Langos bleibt uns jedoch nur die Möglichkeit zu ankern. Die Bucht ist aus drei Richtungen und die Hafenmole gut geschützt. Dennoch entscheiden wir uns - nicht zuletzt wegen des Seegrasankergrundes dazu, einen Heckanker auszubringen. Die Ankertiefe beträgt 3 m. Beide Anker (ja, hier hatten wir noch beide Anker) halten prächtig. Der Wind nimmt weiter ab, Fährverkehr gibt es hier keinen, wir haben weder Dünung noch Schwall, so dass wir ohne menschliche Ankerwache auskommen.
Das Dorf, über das im Revierführer nur zu lesen steht, dass das beste daran der abendliche Blick vom eigenen Schiff auf die Kulisse ist, liegt ca. 300 - 400 m von unserem Ankerplatz entfernt. Wir machen das Dinghy nebst Außenborder klar und wollen in einer Dreier- und einer Zweiergruppe übersetzen. Ein Mann bleibt an Bord.
Warum Außenborder immer dann streiken, wenn man sie braucht, ist ein Phänomen, dass sich mir nicht erschließt. Wir stellen aber fest, dass man, sofern man sie nicht braucht, ja nicht wissen kann, ob sie wenigstens dann funktionieren würden.
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Nachdem Jörg Carli und Markus an die Felsklippe gerudert hatte, kam er mich abholen. Markus und Karsten hatten sich inzwischen entschlossen, dem wackeligen Treiben von der Nefeli aus zuzusehen.
Jörg und ich paddelten den direkten Weg zum Hafen, was sich als die richtige Entscheidung erwies. Carli und Markus hatten - zugegebenermaßen - die idyllische Variante über die Klippen gewählt, brauchten hierfür aber mehr als viermal so lange, wurden von Dornen zerstochen und mussten "Blutzoll" zahlen.
Für's Abendessen hatten wir Kartoffeln aufgesetzt und ein Bauernfrühstück geplant. Wie sich später herausstellte, handelte es sich bei den Kartoffeln um eine weich- oder mehlig kochende Sorte, die es uns besonders übel nahm, dass wir diese auch noch kochend auf dem Herd vergaßen. Aus diesem Etwas noch Bratkartoffeln zu machen, war ein unmögliches Unterfangen. Kurzerhand wurde der Speiseplan in Kartoffelauflauf geändert, was sich als kluge und schmackhafte Entscheidung erwies.
Not macht erfinderisch
21.09.2012 Tagesziel Korfu (Marina Gouvia) (Φ 39° 38,9' N λ 019° 51,1E)
Tagesetappe 60 sm
Die 2 kommt weg (λ 019° 51,1E).
Heute haben wir noch mal eine schöne Strecke vor uns. Der Wetterbericht deutet an, dass wir auf unserem Schlag nach Norden kreuzen müssen. Aber das war uns streng genommen schon vor Antritt der Reise klar, da in diesem Gebiet meist nördliche Winde wehen.
Also wird heute mal auf die Tube gedrückt, was für uns bedeutet, dass wir tatsächlich um 0800 LT ablegen. Streng genommen ist selbst das schon 1 bis 2 Stunden zu spät, wenn man sein Ziel sicher bei Tageslicht erreichen möchte, aber die Marina Gouvia ist lt. Revierführer gut betonnt und die Ansteuerung gut beschrieben.
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Heute haben wir Wind. In Spitzen 5 - 6 Bft. aus Nord-Nordwest wie im Wetterbericht angegeben. Im Durchschnitt 4 Bft . Anfangs haben wir die volle Garderobe gesetzt und bekommen nicht selten über 8 kn SOG auf dem GPS angezeigt. Durch das ewige Kreuzen dauert alles erwartungsgemäß lange.
Der Luftdruck stieg an diesem Tag auf 1019 hPa.
Die Wellenhöhe variierte mit anfänglich 20 - 50 cm, nahm zur vorgerückten Stunde stetig zu und erreichte gegen Abend 1,5 m bei ca. 5 Bft. (in Böen 7).
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Überhaupt ist es an diesem Freitag sehr böig was uns zu vorzeitigem Reffen bewegt. An der Logge spüren wir das nicht im geringsten. Dafür segeln wir deutlich aufrechter. (Anmerkung: Es ist schon erstaunlich, dass all das, was man so in seiner Laufbahn zum Skipper im theoretischen Unterricht lernt, stimmt.)
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Die Abläufe an Bord sind inzwischen eingespielt. Auch die Newcomer wissen etwas mit dem Begriff Wendewinkel anzufangen und haben inzwischen verstanden, dass der falsche Ehrgeiz, diesen Winkel möglichst klein zu halten, in 99% der Fälle darin endet, das man während der Wende verhungert. Nun ist es für die erfahrenen Segler an der Zeit, dem anderen Extrem entgegenzuwirken und Wendewinkel deutlich über 100° energisch entgegen zu wirken. Die "Frischlinge" bekommen das Backhalten der Genua als Unterstützung für die Wende erklärt und demonstriert und lernen rechtzeitig (das heißt nicht zu früh und nicht zu spät Gegenruder zu legen).
Es macht Spaß, nun den Manövern und den neu erlernten Kommandos beizuwohnen und den AHA-Effekt in den Gesichtern zu erkennen, wenn plötzlich Wenden richtig gut funktionieren und wir kaum noch an Fahrt verlieren.
Segeltechnisch ist dieser letzte Tag sicher der anspruchsvollste. Dafür kommen wir organisatorisch nicht wirklich weiter. Da wir unser Schiff ja auf Lefkas übernommen haben, wissen wir nicht, an welcher Pier und welchem Liegeplatz wir die Nefeli abliefern sollen. Wir wissen nicht einmal, welcher der beiden Häfen in Gouvia unser Hafen ist.
Der Versuch dies Telefonisch zu klären scheitert. Unsere Hotline, die eher die Bezeichnung Schrottline verdient hätte, ist heute sicherheitshalber gar nicht zu erreichen. Naja, schließlich muss auch eine 24h-Hotline mal eine Pause machen.
Alternativ versuchen wir über den Hafenmeister an Informationen zu gelangen. Hier bietet das Elektronavigationssystem von Karstens IPad und der Revierführer von Radspieler Details in Form einer Telefonnummer und des UKW-Arbeitskanals 69.Nachdem die Rufnummer vorübergehend nicht erreichbar ist, starten wir einen Versuch auf Ch. 69. Aber auch diese 8 - 10 Versuche scheitern. Auf Ch. 16 versuchen wir es nicht, da 69 explizit als Arbeitskanal des Hafenmeisters angegeben ist.
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Im Laufe des Tages mussten wir mehr und mehr reffen. Entsprechend konnten wir nicht mehr das an Höhe laufen, was wir müssten, was unseren Weg immer weiter ausdehnte. Um 1800 LT traf Stefan dann die seglerisch unpopuläre Entscheidung, die restlichen 12 sm unter Maschine zu fahren.
Um 2029 LT legen wir dann mit Einbruch der Dunkelheit an.
In unseren Revierführer fanden wir keine Angaben darüber, dass hier Moorings zu Verfügung stehen. Also warfen wir auch hier den Anker und machten fest um nun festzustellen, das wir hier Moorings hätten nutzen können. Für die Nacht sollte uns das noch egal sein. Der Anker war draußen, hielt und behinderte niemanden.
Die Marina Gouvia war auf unserer Tour die erste Marina mit Landstrom und wir freuten uns, hier endlich einmal wieder alle Elektrogeräte laden zu können. Aber auch hier steckt der Teufel im Detail. Was alle bisher vermutet hatten, sollte sich hier bewahrheiten. Die Quelle des Fehlerstroms lag nicht am Kabel sondern irgendwo im/am Schiff. Dennoch hatten wir wenigstens an Land Strom und nutzten eben die Steckdosen an Land.
Für Markus wurde es nun ernst. Er war, spät entschlossen, zu unserer Truppe dazu gestoßen und hatte leider nur noch einen frühen Rückflug bekommen. Er musste also schon heute Abend packen und ein Taxi zum Flughafen klar machen. Das geschah nebenbei von der Taverne aus in der wir unsere Bordkasse auf den Kopf hauen wollten, was uns infolge der erlesenen Speisen- und Getränkekarte nicht sonderlich schwer fiel.
Für alle war dies die letzte Nacht an Bord der Nefeli.
22.09.2012 "Rolling Home"
Wir versuchen erneut über die Hotline der Charterfirma Informationen über Pier und Liegeplatz der Nefeli in Erfahrung zu bringen. Um es kurz zu machen - wieder erfolglos. Meine Gesprächspartnerin ist merklich genervt von meinen Anrufen, hat noch immer keine Ahnung, stellt lakonisch (oder ionisch?) fest, dass wir doch erst am Sonntag abreisten und lässt sich auch von der Aussage, dass unser Flieger am heutigen Samstag fliegt, nicht irritieren. Erneut bekomme ich einen Rückruf innerhalb der nächsten 10 Minuten zugesagt. Der Anruf kam natürlich nie.
Auf dem Weg zum Frühstück. Die bildschöne Gaffelketsch "CIRCE".
Das wäre mal ein Schiff für unseren nächsten Törn mit größerer Crew. (Träumen wird ja mal erlaubt sein ....)
Ein Gast in einer der Tavernen kennt sich hier aus und tätig nun einen Anruf für uns. Dieser dauert keine zwei Minuten, danach wissen wir, wo wir das Schiff später hinbringen sollen. Jetzt sollten wir erst mal zu unserem Schiff und dort warten. In 10 Minuten (da sind sie wieder), käme jemand von der Charterfirma der uns weitere Instruktionen gäbe.
Nach 20 Minuten (das sind schließlich auch nur 2 x 10 Minuten), kommt tatsächlich jemand, der uns erklärt wo wir das Schiff voll getankt hinbringen sollen, wo sich die Tankstelle und der Liegeplatz befinden.
Die Wartezeit bis der Mitarbeiter der Charterfirma kommt wird zum Packen und Aufräumen genutzt und nachdem wir nun wissen, was man von uns erwartet, möchten wir zur Tankstelle fahren. Nun holt uns unsere Unwissenheit des Vorabends ein. Unser Anker hat sich vermutlich zwischen den Mooringankern verkeilt und ist, durch kein noch so raffiniertes Manöver, los zubekommen und muss aufgegeben werden.
Getankt ist schnell. 64 l haben wir verbraucht. Die Tankanzeige unseres 200 l Dieseltanks steht noch immer auf voll bzw. wohlwollend eine Nadelbreite links der MAX-Anzeige was wir unserer Mängelliste hinzufügen. Langsam bekommen wir Zweifel, dass wir diese Mängelliste durchgearbeitet haben bis unser Flieger geht und dann gibt es ja auch noch die Verlust- oder Schadensliste (Anker und der Rempler vom ersten Tag).
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Die Abnahme des Schiffes ist eine Überraschung in jeder Art. Ein Mitarbeiter befragt uns ob wir voll getankt haben und kontrolliert die Treibstoffanzeige. Wir erklären ihm, dass diese auch so stand, als im Tank 64 l fehlten. Ein Kopfnicken ist die ganze Reaktion.
Ein Taucher kommt, taucht das Boot ab. Beim Auftauchen sind beide Daumen oben. Kein weiteres Wort zu niemandem. Weg ist er. Die Segel werden kurz in Augenschein genommen. Die Schmutzwassertanks werden kontrolliert. Dann kommt der Außenborder an die Reihe. Der geht auch jetzt nicht. Ach ja, der Bugbeschlag ("der war schon defekt, dafür haben wir den Anker versenkt") wird kontrolliert. Der fehlende Anker zur Kenntnis genommen.
Das das Gasventil am Herd nicht korrekt arbeitet, die Mikrowelle funktionsuntüchtig ist, Kursdreiecke fehlen etc., etc., etc. scheint ebenso wenig zu interessieren wie der Rempler an der Badeplattform. Stefan hatte sicherheitshalber schon mal die Charterversicherung angerufen um den weiteren Verlauf der Schadensregulierung zu erörtern und erfuhr dabei, dass der Anker schon mal über die Versicherung des Vercharterers versichert sei. Für eventuelle weitere Schäden benötige man einen Havariebericht des Skippers und eine Bescheinigung der Charterfirma, dass die Kaution oder ein zu nennender Teilbetrag einbehalten wurde.
Doch soweit kam es nicht.
Der Mitarbeiter der Charterfirma teilte uns mit, dass alles in Ordnung sei.
Und so war's dann auch für uns in Ordnung.
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Leider fehlt auf diesem Abschlussbild unser Markus. Der war um diese Zeit schon wieder in Deutschland auf dem Weg von Frankfurt nach Hause und hatte dem finalen Ereignis der Schiffsrückgabe nicht beiwohnen können.
Eine erlebnisreiche Segelwoche nahm ihr Ende.
Jörg hat sich inzwischen richtig gutes Ölzeug zugelegt was vermuten lässt, dass er - wie alle andern auch - auch künftig mit von der Partie sein wird.
So wie es aussieht, wird die Crew und damit zwangsläufig das nächste Schiff, etwas größer ausfallen. Das Revier für's nächste Mal steht noch nicht fest.
Davon, das es ein nächstes Mal geben wird, sind wir alle überzeugt.
Wir waren ein Team, das phantastisch zusammen gepasst und von der ersten Stunde an harmoniert hat.
Eine Crew mit Potential auf MEER.